Was wann in die Ölpressen kommt, bestimmt der Wochenplan – und der wird von Markus Lembäcker geschrieben, den hier alle Max nennen. Der ehemalige Elektriker ist auch mit der Aus- und Weiterbildung der Jüngeren betraut. „Man muss nicht nur wissen, was zu tun ist, sondern vor allem, wie man mit den Rohstoffen umgeht.“ Ohne das viel zitierte Fingerspitzengefühl läuft hier gar nichts. Es gibt Messwerte und auch eine Anleitung für jede Sorte, aber es ist die menschliche Erfahrung, die erkennt, wann ein Rohstoff reif fürs Pressen ist.
„Jungpresser und angehende Pressmeister konzentrieren sich anfangs aufs Zuschauen und tasten sich mit einfacheren Sorten wie Sesam oder Raps allmählich an die Kunst des Ölpressens heran.“
Schon beim Mahlvorgang fängt es an, kompliziert zu werden, denn jedes Pressgut hat seine eigene Idealkörnung. In der Wärmepfanne, dem sensibelsten Aufenthaltsort, werden die gemahlenen Nüsse, Kerne und Saaten langsam und schonend erwärmt, damit man beim
anschließenden Pressen auch wirklich das Beste aus ihnen herausholt.
Geprüft wird mit allen Sinnen – der Geruch, das Gefühl des Schrots zwischen den Fingern und auch das spezielle, knisternde Geräusch, das dabei entsteht. Nach so viel Feingefühl ist wieder Tempo angesagt – raus aus der Wärmepfanne und schichtweise in die Stempelpresse. In den silbrig glänzenden Zylindern haben zum Beispiel 35 Kilo Haselnüsse Platz, aus denen ca. 20 Liter Öl gepresst werden – oder 25 Kilo Leinsamen, die jedoch nur ca. 6 Liter Öl ergeben. Die edlen Tropfen werden danach in große Fässer gefüllt – ungefiltert, um alle wertvollen Duft- und
Geschmacksstoffe zu erhalten Zwischen einem Tag und drei Wochen dauert es je nach Sorte, bis sich die Schwebeteilchen ganz von selbst abgesetzt haben und das klare Öl bereit zur Abfüllung ist.